Ich hatte davon noch nie etwas gehört, mich aber auch schon länger nicht mehr mit analoger Fotografie beschäftigt.
Mit Hilfe von Google stieß ich auf alte Artikel, die das bestätigten. Aber die Nachfragen waren alle fünf Jahre und älter. Das musste ja nicht mehr aktuell sein.
Die Leica Sofort nimmt nicht nur Leica-eigene Filme, sondern ist auch kompatibel mit Fujifilmen.
Auf beiden Firmenseiten gibt es keine Informationen zu den Inhaltsstoffen der Filme - nicht bei den Produkten und auch nicht im Pressearchiv.
Was also tun?
Es blieb nur noch der persönliche Kontakt zu den Firmen übrig.
Der erste und für mich immer der kürzeste Weg: Eine freundliche Nachricht via Facebook verschicken.
Die Ergebnisse:
Leica
- angeschrieben am 15. September 2016: keine Reaktion.
- erneut angeschrieben am 20. September 2016. Die Antwort: Sobald man Informationen vom Support hätte, würde man sich bei mir melden. Bis heute, 3. November 2016, keine weitere Antwort.
Fujifilm
- angeschrieben am 15. September 2016: keine Reaktion.
- erneut angeschrieben am 20. September 2016. Die Antwort: man sei nicht für den Sofortbild-Bereich zuständig und ich müsse mich selbständig an den Support melden; auf mehrfache Bitte bekam ich
auch die Kontaktdaten und nicht nur die allgemeine Website von Fujifilm zugeschickt.
Das war also bei beiden Firmen nicht hilfreich und weiterbringend.
Nächster Schritt: Den direkten Firmenkontakt suchen. Bei Leica hieß das, die Pressesprecherin anzuschreiben (eine Telefonnummer gab es nicht); bei Fujifilm hingegen fand sich eine
Telefonnummer.
Die Ergebnisse:
Leica
- per E-Mail am 21. September 2016 kontaktiert; eine sehr freundliche Antwort am 30. September 2016 erhalten mit der Entschuldigung für eine verspätete Rückmeldung und der Information: alle
analogen Filme von der Firma Leica enthalten Gelatine; also auch die Sofortbildfilme.
Fujifilm
- den Servicedienst am 21. September telefonisch kontaktiert. Die Dame bestätigte mir, dass alle Filme vegan seien, seit Anfang der 2000er und sie wüsste ja um die große Diskussion Bescheid,
die es da gab. Auf Nachfrage, ob ich etwas schriftliches erhalten kann, nannte sie mir eine E-Mail-Adresse an die ich mich wenden soll:
- E-Mail verfasst am 21. September 2016; Rückmeldung am 22. September 2016 bekommen: Die Filme seien nicht vegan, es handele sich um ein Missverständnis und überhaupt, es ginge ja um einen
analogen Entwicklungsprozess, der nicht vegan sein könne. Diese Kausalität war mir nicht ganz klar. Eine erneute Anfrage wurde beantwortet mit: Alle Filme enthalten Gelatine.
Nun gab es also von Leica inzwischen ein klares Statement per E-Mail.
Fujifilm hingegen beantwortete jeden Weg einer Anfrage anders. Was stimmte nun?
Währenddessen...
Vom 20.-25. September 2016 fand in Köln die Photokina (die Weltleitmesse für Foto, Video und Imaging) statt. Wir selbst hatten uns aus Hamburg um keine Karten gekümmert, aber mein Vater besuchte
sie am Wochenende.
Er hatte mitbekommen, dass ich im Kontakt mit den Firmen stehe und wollte auf dem kurzen Dienstweg nachfragen.
Die Ergebnisse:
Leica
- konnte am Messestand keine Informationen über die Inhaltsstoffe ihrer Sofortbilder nennen, hatte aber die neue Kamera am Stand vorrätig - schließlich war das die Neuigkeit der Firma.
Fujifilm
- die Dame am Stand fragte ihren Vorgesetzten, da sie sich nicht ganz sicher war. Beide bestätigten: die Filme von Fuji sind vegan.
Was also nun tun?
Leica hielt sich bis dahin zurück, schrieb aber immerhin viele Tage später eine konkrete Antwort. Bei Fujifilm gab es inzwischen zwei Aussagen, die sagten, die Filme seien vegan, und eine, die
darauf bestand, dass Fujifilme tierische Bestandteile enthielten.
Nun, für mich gab es da auch nur noch eine Lösung: Den Pressesprecher von Fujifilm persönlich anzuschreiben - denn das Facebook-Team, das ich inzwischen noch mal anschrieb mit den verwirrenden
Ergebnissen, verwies weiterhin darauf, das es mir nicht helfen könnte.
Das Ergebnis:
Fujifilm
- am 27. September schrieb ich dem Pressesprecher von Fujifilm eine ausführliche E-Mail mit den bisherigen Ergebnissen, dass ich für unseren veganen Blog anfrage und gerne etwas schriftlich
Fundiertes hätte, da ja leider jeder etwas anderes sagt/weiß. Bis heute, 3. November 2016, gab es keine Antwort mehr.
Fazit
Ich habe fast zwei Wochen damit aufgebracht, zwei große und namhafte Foto- und Filmmarken auf verschiedensten Wegen zu kontaktieren, um herauszufinden, ob in Sofortbildern Gelatine enthalten ist
oder nicht.
Leica war dabei sympathisch, etwas träge, aber es kam zu einer Antwort. Da es bei verschiedenen Anfragen nur diese eine Antwort gibt, zweifle ich auch nicht an dem Wahrheitsgehalt.
Fuji enttäuschte auf sämtlichen Ebenen. Hier sagt jeder etwas anderes, etwas Schriftliches gibt es nicht. Die Website ist konfus und erst auf mehrmalige Anfrage bekam ich konkrete Kontaktdaten
zugeschickt (allerdings immer noch in Firmen-Website-Form, wo ich die Adressen selbst nachlesen musste).
Die Antworten wirkten also nicht sonderlich hilfsbereit (Facebook), kompetent (Erst-E-Mail-Kontakt) und jede Art von Anfrage brachte ein anderes Ergebnis. Das ist nicht nur nicht
vertrauenserweckend, sondern leider auch nicht hilfreich.
Natürlich bin ich bei jeder Anfrage höflich geblieben, denn das erwarte ich auch bei meinem Gegenüber. Und da ich selbst aus der PR-Branche komme, versteht es sich von selbst einen
professionellen Umgang mit Firmen zu pflegen.
Wenn sich allerdings keiner zuständig fühlt, und der Pressesprecher nicht antworten möchte/kann, dann finde ich das umgekehrt keinen sympathischen Umgang mit Bloggern und Presseanfragen.
Das ist neben dem Ergebnis, dass Gelatine noch in der Analogfotografie als Bestandteil von Filmen verwendet wird, ziemlich ernüchternd und führt auch dazu, dass ich Fuji weder guten Gewissens
weiter empfehlen kann, noch selbst verwenden möchte.
Ob ich mir nun die Leica Sofort-Kamera noch wünsche? Nun, ich finde sie immer noch schön. Dass es keine veganen Innovationen auf dem Fotomarkt zu geben scheint, finde ich interessant und 2016
auch etwas veraltet.
Aber vielleicht fotografieren ca. 800.000 bis 1 Mio. Veganer in Deutschland auch nicht analog und sind deshalb keine Zielgruppe oder es ist ihnen beim
Fotografieren egal, weil es ja keine andere Lösung zu geben scheint. Auch das kann sein.
Bei der Fülle des Sofortbildkamera-Angebots - es sind dieses Jahr nicht nur welche bei Leica erschienen, sondern auch bei Lomo
und The
Impossible Project (der Spiegel hat im Sommer diesen Jahres die Qualität einiger getestet, den Artikel gibt es hier) - würde ich mir allerdings dauerhaft eine tierfreie Lösung wünschen und einen
Kundensupport, der kompetent und zügig antwortet.
[daniela]